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Frank Baier

frank Baier

Frank Baier lebt seit 1949 im Ruhrgebiet und wuchs in Essen-Frohnhausen auf.
Die Festivals auf Burg Waldeck und die Essener Songtage 1968 waren für ihn Schlüsselerlebnisse in seiner Entwicklung als Liedermacher.
Er begann eigene Lieder mit deutschen Texten zu schreiben.
1973 formierte Baier gemeinsam mit dem Musiker Walter Westrupp, den er noch von der Skiffle-Szene der frühen 60er Jahre her kannte, das Duo BaierWestrupp. Sie steuerten u. a. Kinderlieder zu Fernsehserien wie Sesamstraße und Die Sendung mit der Maus bei.

Mitte der 1970er Jahre zog Baier in den Duisburger Arbeiter-Stadtteil Bruckhausen. In Duisburg-Bruckhausen begann Baier auch seine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Bergarbeiter-Bewegung, ihrer Literatur und ihren Liedern. Daraus entwickelte sich ein jahrzehntelanges Engagement, dem Baier die Bezeichnung „Pottpoet", „Ruhrpottbarde" und später „Mister Ruhrgebiet" verdankt.

Um 1978/79 engagierte sich Baier in der Anti-Atomkraft-Bewegung und der Hausbesetzer-Szene. Seine erste LP Bauer Maas – Lieder gegen Atomenergie wandte sich gegen den Bau des Atomkraftwerks Schneller Brüter in Kalkar. Mit der zweiten LP Schöner wohnen – abber fix engagierte sich Baier zugunsten eines Rechtshilfe-Fonds für verhaftete Hausbesetzer aus Bochum, Dortmund und Essen.

Baier wurde Mitglied einer Bürgerinitiative, die den Abriss der Zechensiedlung Rheinpreußen in Duisburg-Homberg unter anderem mit drei Hungerstreiks verhindern konnte. Später gehörte Baier zu den Gründungsmitgliedern der daraus entstandenen Wohnungsgenossenschaft Rheinpreußensiedlung.

1984 entwickelte Baier gemeinsam mit dem türkischen Komponisten und Liederforscher Mesut Cobancaoglu ein deutsch-türkisches Liederprojekt, das beide gemeinsam etwa drei Jahre lang verfolgten. Ein Resultat waren die gemeinsame LP türkisch-deutsche Lieder: Warum seufzt Du, Wasserrad? und Konzerte in der gesamten Bundesrepublik Deutschland.

In sein Instrumentarium nahm Baier zwischenzeitlich zusätzlich 1991 eine selbstgebaute Harfe auf.1996 Baiers erste Ukulelen-Schule – ein Lehrbuch mit Noten, Akkordgriffen und einer CD; sie enthält Kinderlieder und Skiffle-Stücke für Ukulele.
2002 Zusammenarbeit zwischen Baier und der Rap-Formation Sons of Gastarbeita 2003 nahm Baier gemeinsam mit der Gruppe Die Grenzgänger die CD 1920 – Lieder der Märzrevolution auf für diese Aufnahmen den „Preis der deutschen Schallplattenkritik 2/2006".

2003 erschien der Sammelband Folk & Liedermacher an Rhein & Ruhr, in dem Baier in einem umfangreichen Beitrag Leben – kämpfen – solidarisieren – Ruhrgebiet über die Ruhr-Musik-Szene von den Ostermärschen 1962 bis 1996 berichtete.

Ab 2008 arbeitete Baier dann über vier Jahre hinweg an seinem nächsten Werk Der Pott singt. Aus seinem privaten Archiv, aus Archiven der Ruhr-Region und aus dem Deutschen Volksliedarchiv Freiburg trug er Lieder, Texte und Interviews zusammen. In diesem Zusammenhang wurde eine Auswahl aus seinen Tonaufnahmen historischer Arbeiterlieder aus dem Ruhrgebiet transkribiert. Heraus kam das über 460 Seiten starke Buch Glück auf – Liederbuch Ruhr.

Kurz nach Baiers 75. Geburtstag im Februar 2018 erschien die CD Wat'n Theater, man – Frank Baier 2017, die Lieder aus den Jahren 1976 bis 2016 enthält und die Platz 2 der monatlichen Liederbestenliste erreichte. Im April 2018 war Baier Preisträger des Geschichtswettbewerbs Hau rein, den das Forum Geschichtskultur Ruhr und Emscher e. V. veranstaltete; die Jury würdigte Baiers langjährigen Beitrag zu Aufarbeitung, Interpretation und Aktualisierung des Ruhrgebiets-Liedgutes sowie sein kulturelles und politisches Engagement.

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