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Fritz Grasshoff

Fritz Graßhoff (nach seiner Auswanderung auch: Fritz Grasshoff) verbrachte seine Jugend in Quedlinburg, wo sein Vater (früher Seemann) als Kohlenhändler lebte. Das derbe Milieu hinterließ später viele Spuren in seinen Balladen und Songs.
1933 machte er sein Abitur und begann zunächst eine Lehre als Kirchenmaler; später war er journalistisch tätig.
1938 kam er zum Militär und geriet im Krieg in die Sowjetunion und zum Schluss in britische Gefangenschaft. Als Kriegsgefangener kam er nach Heiligenhafen und lebte im Barackenlager.
1946 bis 1967 lebte er in Celle. In dieser Zeit reiste er nach Griechenland und lebte zeitweise auch in Schweden. Gleich bei seiner ersten Ausstellung (1954 in Hannover) erfolgten Ankäufe von der Kunsthalle Hamburg und dem Lehmbruck-Museum Duisburg.

Parallel dazu verlief seine schriftstellerische Tätigkeit.

Geld verdiente er hauptsächlich mit Schlagertexten. Er schrieb z. B. diverse Hits für Lale Andersen und Freddy Quinn, aber auch den Evergreen Nimm mich mit Kapitän, auf die Reise für Hans Albers. Während er neben seinen oft derben Songs und Balladen (vertont von Musikern wie Heinz Gietz, Lotar Olias, Siegfried Strohbach, Bert Grund, Wolfgang „Schobert" Schulz und Der Black von Schobert und Black oder James Last, damals noch Hans Last) auch ernsthafte Lyrik schrieb sowie Texte des schwedischen Nationaldichters Carl Michael Bellman und aus der römischen und griechischen Antike übersetzte.
Zeitweise war Graßhoff einer der meistrezitierten deutschen Schriftsteller – namhafte Interpreten wie René Deltgen, Gustav Knuth, Inge Meysel oder Heinz Reincke machten seine Werke durch mehrere Schallplattenproduktionen populär.
Auch Graßhoffs eigene Lesungen, z. T. als Jazz- und Lyrik-Events mit Schlagzeugbegleitung von einem Lastwagen herunter gesprochen, hatten großen Zulauf.

Graßhoff hielt sich vom Literaturbetrieb fern; er litt darunter, dass er hauptsächlich nach seinen Schlagertexten bewertet wurde, und als sein biographischer Roman Der blaue Heinrich 1980 kaum Beachtung fand, wanderte er, enttäuscht von den deutschen Verhältnissen aus Zwingenberg an der Bergstraße nach Kanada aus, wo er die letzten 14 Jahre seines Lebens in seinem Haus am Ottawa-River verbrachte. Inzwischen hat Graßhoff, vor allem durch seine späte Lyrik (Von der Wichtigkeit der Dinge) und eine Neubewertung seines Romans Der blaue Heinrich einen anerkannten Platz in der Literatur gefunden, was sich in zahlreichen Essays in Literaturzeitschriften widerspiegelt.
Photo von Fritz Grasshoff: Ludwig März

Artikel von oder mit Fritz Grasshoff